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Parkbankgeflüster


Müde alte Tunten, dreckige Mäntel flickend
Blutkotzend in harmlos verrauchten Parks
Sitzen selbstzufrieden auf vollgewichsten Bänken
Haben viel zu oft zu viel gelebt und gefickt
Bunte Pillen geschluckt, manchmal Nadeln mit HIV
Pilze, die den Wald nie sahn aus dem Schullabor
In dem zugekiffte und extrem hippe Studenten
Säure und andere Essenzen werfend Reagenzgläser sprengen
Um einen Haufen Kohle zu machen in kleinen Scheinen
Und die minderjährigen, greisen Nutten von nebenan
Mit ihrem nahenden Wahnsinn und der missachteten Existenz
Mit den linken Ohren ihrer Mütter und
ihrer Geilheit zu beeindrucken
Das Ergebnis eines Tages kauft ihnen eine halbe Nacht
Der Kunde bekommt die ewige Flucht vor Satanus Klauen
Verknöcherte, sterbende Junkies in vermoderten Gassen
Nehmen gierig nach dem nächsten Schuss alles,
was die Leiche gibt
Mit ihren löchrigen Halsschlagadern,
drei verfaulten Zähnen im Gesicht
Lächeln sie grau und widerwärtig speicheltropfend in Ecken
Wo junge, babyhäutige Knaben voll süchtiger Unschuld
Ihre makellosen Körper für ein Gramm Kokain mit Glassplittern
Und manchmal ein wenig Wärme in der Nacht
Jedem beschissenen Arschloch anbieten, das danach fragt
Oder mit weit heraushängender schwarzgefärbter Zunge
Stöhnend ihre schlanken Knöchel schmutzig leckt
Weil die alte Kellnerin aus der verrauschten Bar von gegenüber
Schon siebzehn Kinder hat und ihren Samen nicht mehr will
Die dreckigen, viel benutzten Kanülen noch im Arm
Stolpern sie dann weiter, auf der Suche
nach dem überirdischen Fix
Den ihr Mann jahrelang versprochen hat und nie am Start hatte
Weil er wusste, so viel Mühe sind sie
nicht wert und war´n es nie
Weil der Stoff schon unter ihrem gierigen
Blick verdunstet wie Tropenregen
Wie ihr Geld und ihr Bier, die Zigarette
in der Nacht, sogar das bisschen Brot
Sogar die engelhaften Mädchen, die gestern
noch die Straßen säumten
Mit ihren sternenhaften Augen und dem lüsternen Mund
Sind verschwunden, verwandelt in alte, bis auf die Knochen abgemagerte Frauen
Die in ausgebrannten Hinterhöfen panisch
und verzweifelt nach der Vene suchen
Die aus Angst vor Junk noch nicht zu weit nach innen wich
Oder nach ihrem Baby, das vor Tagen
kalt und bleich den Wert der Droge unterbot
Junk, Heroin, Morphium, Ersatz dafür
schreibt schon lange das Gesetz
Der Straße und derer, die den Großteil
ihres Lebens dort verbringen
Oder in ihren Einraumbuchten zehn
Stunden auf ihre Zehen starren
Oder an die Wand, die gelb ist vom Rauch
und Eiter der entzündeten Einstichstellen
Und während sie auf kaltem Entzug Krankenhausbetten nass weinen
Sitzt im Zimmer nebenan ein hilfloser Vater, der auch weint
Weil sein kleines Kind im künstlichen
Koma langsam aber unerbittlich stirbt
Die Babyhand, die er jetzt hält schon weiß,
hat er noch Hoffnung
Hört nicht wie der Schizophrene panisch
schreiend aus dem Leben rennt
Um die Tür des Wahnsinns und der Sucht
für immer hinter sich zuzuschmeißen
Müde alte Tunten in harmlos verrauchten
Parks erzählen sich die Geschichte
Und lachen sich tot

j.
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